Flavius Valerius Constantinus I.
Maximus (der Große) (Regierungszeit: 307 – 337
n. Chr.)
(geb. 274 n. Chr., gest. 337 n. Chr.)
Das 4. Jahrhundert war über lange Zeit durch die Familie Constantins geprägt. Etwa 75 Jahre wurde die Geschichte Roms von diversen Mitgliedern der Constantin-Dynastie beeinflusst, wobei die Ära mit dem Kaiser Constantin I. als erstem christlichen Kaiser ihren Höhepunkt erreichte.
Dieser Kaiser, der seinen Herrschaftsanspruch in langwierigen und schweren Kämpfen durchsetzte, nahm seine Macht in vollem Umfang wahr. Er übte seine Monarchie auf allen Gebieten in einer so direkten und entschiedenen Weise aus wie nur wenige Herrscher vor und nach ihm. Sein Anspruch auf die Herrschaft schlug sich gravierend in einem völlig neuen Selbstverständnis und in einem neuen Kaiserbild nieder. Seine Stellung demonstrierte er äußerlich durch Pracht und Prunk – die alte römische Toga wurde abgelegt, man(n) hüllte sich fortan in eine reich geschmückte Tunica.
Die Distanz zum Principat des Augustus wurde bei ihm immer deutlicher, indem Constantin die Stilisierung der Tetrarchen und die Überhöhung des Kaisertums weiter steigerte. Er übernahm Herrschaftselemente der orientalischen, hellenistischen und auch der christlichen Welt, ohne sich um die zweifelsfrei bestehenden Widersprüche zu kümmern. Die Überhöhung des Kaisertums ging einher mit der Überhöhung des ganzen kaiserlichen Hauses. Es war ihm in allen Belangen sehr wichtig, die dynastischen Kräfte einzusetzen. Deshalb sorgte er schon sehr früh dafür, die Stellung seiner Söhne, seiner Stiefsöhne aber auch die der Frauen des Kaiserhauses zu erhöhen.
Sein Herrschaftsanspruch diktierte auch die massiven Eingriffe in Gesetzgebung und Rechtsprechung, wobei sich dabei kein einheitliches Bild ergibt; neben einer drastischen Straferhöhung als grausame Präventivmaßnahme finden sich durchaus auch sehr humane Tendenzen und respektvolle Anwendungen der Rechtsnormen.
Constantins Hinwendung zum Christentum war keine „Bekehrung“, denn zur Konsequenz im religiösen Bereich wie sie von einem gläubigen Christen zu erwarten wäre, war er als Politiker nicht bereit. Jedoch hat er trotz seiner pluralistischen Religionspolitik immer wieder seine persönliche Gemeinschaft zum Christentum betont. Er war aber auch regelrecht dazu gezwungen, seinen Kampf um den alleinigen Machtanspruch sowohl ideologisch als auch religionspolitisch zu akzentuieren, um sich von seinen Gegnern deutlich zu unterscheiden.
Obgleich sich zahlreiche Geschichtsschreiber über das Leben dieses Kaisers ausgelassen haben, wird bei fast allen sehr deutlich, dass er ein geschickter Feldherr war und seine Machtpolitik sehr listenreich wahrnahm, indem er seine Gegner ausspielte und damit dafür sorgte, dass sich die Constantin-Dynastie lange auf dem Thron halten konnte.
Constantin wurde im Jahr 274 in Naissus geboren. Seine Mutter, Helena, war eine sehr schöne Schankwirtin, die mit Constantius I., damals noch Orts-Kommandeur, ein Verhältnis hatte. Als dieser unter Maximianus Caesar wurde, verließ er seine Gefährtin, um auf Wunsch des Seniorenkaisers dessen Tochter Theodora zu heiraten. Wenig später verließ auch Constantin das Haus des Vaters und genoss in der Residenz des Diocletian in Nicomedia eine sehr gute Erziehung.
Constantin geriet in die Machspiele der Tetrarchie, entfernte sich um 305 heimlich aus Nicomedia und machte sich auf dem Weg zu seinem Vater, der gerade in Britannien weilte. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 306 riefen die Legionen Constantin zum Augustus aus. Galerius, ein Gegenspieler des Constantin, setzte aber 308 auf dem Kaiser-Kongress durch, dass Constantin lediglich den Titel "Filius Augustus" bekam. Constantin kümmerte sich jedoch wenig um Galerius, sicherte sich die Westprovinzen und überließ Galerius seinem Verbündeten Maximianus und dessen Sohn Maxentius.
Schließlich versuchte Constantin seine alleinige Macht zu sichern. So kam es im Jahr 312 zur finalen Auseinandersetzung zwischen Constantin und Maxentius (Maximianus war bereits verstorben) an der Milvischen Brücke. Kurz vorher soll Constantin das Zeichen des Kreuzes erschienen sein, woraufhin er den Angriff gegen Maxentius anordnete. Sein Ausdruck "In Hoc Signo Vinces" ist bis heute das Symbol des Beginns eines neues Weltzeitalters für die Christenheit. Maxentius wurde geschlagen und Constantin zog als Sieger in Rom ein.
Ein neuer Krisenherd im Reich brodelte: der Machthaber im Osten, Licinius I. Obwohl mit Constantin durch die Heirat mit seiner Halbschwester Constantia verbunden, gerieten die beiden als Rivalen aneinander. Damit begann auch der Machtkampf zwischen einem christlich-progressiven Kaiser (Constantin) und einem eher heidnisch-konservativen Kaiser (Licinius I.), dessen Ausgang das gesamte Abendland und dessen weitere Entwicklung prägen sollte. Die Auseinandersetzung endete 324 mit dem Sieg des Strategen Constantin.
Nun begann eine Zeit des Friedens, in der sehr viel Aufbauarbeit für das Reich geleistet wurde. Auch eine geistige Auseinandersetzung mit dem Christentum, das innerlich zerstritten und in seinen Lehren nicht gefestigt war, wurde vorangetrieben. Constantin trug dazu bei, dass die streitenden Bischöfe im Jahr 325 auf dem Konzil von Nicaea wieder zusammenkamen und dort die gesamte Liturgie des Osterfestes verabschiedeten.
Nach seinem sehr erfolgreichen Feldzug gegen die Goten und Sarmaten im Jahr 332 begann Constantin sein Reich unter seinen Söhnen und Neffen aufzuteilen. Im Jahr 337 erkrankte er überraschend und verstarb. Constantin hatte sich noch kurz vor seinem Tod taufen lassen.